Die erste Phase unseres Kooperations-Projekts steht im Zeichen vieler eindrucksvoller Gespräche und der Erarbeitung einer umfassenden Marktanalyse. Es ist Zeit für einen Zwischenbericht von Tobias Kisslinger.
Bereits seit Mai 2022 läuft unser Projekt “Grünes Reisen in Zeiten des Wohnmobil Booms”, welches von Book a Camper und der HWR kooperativ durchgeführt wird (siehe auch unseren Bericht zum Auftakttreffen). In den ersten Projektmonaten kümmerten wir uns zum Einen um den Aufbau eines Stakeholder- und Expertenkreises und zum anderen um eine breite fachliche Recherche. In Vorbereitung auf die Kundenbefragung wollten wir herausfinden, welche nachhaltig angelegten Innovationen und Leuchtturmprojekte im Caravaning-Sektor es bereits gibt oder zeitnah veröffentlicht werden. Andreas Altkrüger ist als Wohnmobil-Ausstatter mit den aktuellen Trends bestens befasst und gab uns im gemeinsamen Gespräch einen ersten Überblick zu den technischen Entwicklungen am Reisefahrzeug, die momentan denkbar sind.
Wohnmobile bieten Raum für Innovationen
Solarzellen auf dem Dach von Wohnmobilen sind mittlerweile weit verbreitet, auch wenn das Platzangebot und damit das Leistungspotenzial begrenzt sind. Derzeit kann auf den üblichen Dächern mit einer Leistung von etwa 300Wp gerechnet werden. Das würde ausreichen, um beispielsweise die innere Raumbeleuchtung mit Solarstrom zu betreiben. Für stromintensivere Endgeräte wie z.B. eine Kaffeemaschine ist das jedoch noch nicht genügend.
Für die nachhaltige Warmwasseraufbereitung gibt es ebenfalls innovative Ansätze. Denkbar sind zum Beispiel schwarze Wassersäcke bzw. Kollektorensäcke, die für kurze Zeit auf das Camperdach positioniert werden, das Wasser wird durch die Mittagssonne erwärmt und abends kann z.B. damit heiß geduscht werden. Auf dem Markt gibt es überdies Ideen, wie die Innenausstattung umweltfreundlicher gestaltet werden kann: So könnte zukünftig das Dämmungsmaterial, das ansonsten typischerweise aus chemischen Stoffen besteht, von Dünnplatten aus Hanf gefertigt werden. In der Antriebstechnologie stehen es noch Fragen offen: Wohnmobile mit Elektroantrieb sind bereits am Markt, jedoch noch nicht sehr populär. Dies liegt an der vergleichsweise kurzen Reichweite der E-Mobile.
Klar ist: Es sind diverse interessante Trends und eine gewisse Dynamik zu mehr Nachhaltigkeit im Caravan Sektor erkennbar. Der Caravan Salon in Düsseldorf bot sich uns hier als gute Gelegenheit, der Sache etwas genauer auf den Grund zu gehen:
Der Caravan Salon ist eine der führenden Messen im Bereich des Caravaning. Die Messe fand im Spätsommer statt und hatte ein breites Angebot an Aussteller:innen. Von den Herstellern bis hin zum Ausbau und zu Campingartikeln.
Besonders können wir uns noch an den Austausch mit Efoy erinnern, welche mit Hilfe von Wasserstofftechnologie einen Campingplatz betreiben wollen. Hierbei soll neben dem Campingplatz mittels Windrädern erneuerbarer Strom erzeugt werden, um eine Brennstoffzelle zu betreiben. Das Projekt konnte unter Nachhaltigkeitsaspekten bei uns punkten, auch wenn es bisher in Deutschland noch nicht umgesetzt wurde.
Das gleiche Prinzip wurde auch für die saubere und autarke Stromversorgung eines Wohnmobils im stehenden Zustand entwickelt. Das gelingt dank einer Brennstoffzelle im kleineren Format in Kombination mit einer Methanol-Tankpatrone.Von einigen Herstellern wurden außerdem alternative Lösungen zu den konventionellen Chemietoiletten präsentiert. Verschiedene kompostierbare Varianten wurden auf der Messe vorgestellt und die hohe Besucherzahl an den entsprechenden Ständen zeigte uns, dass diese Angebote auf hohe Nachfrage stoßen.
Ausblick auf den weiteren Projektverlauf
Auf Basis des gesammelten Wissens der zurückliegenden Monate arbeiten wir an der Erstellung einer Umfrage zum Reiseverhalten von Urlauber:innen. Ziel soll sein, die Gewohnheiten und vor allem die Art des Interesses an Nachhaltigkeit im Camper-Urlaub zu erfahren. Ferner wollen wir herausfinden, wie weit Kunden bereit sind, ihre Ansprüche zu überdenken oder sogar auf das eine oder andere verzichten – zugunsten der ökologischen Nachhaltigkeit. Die gewonnenen Daten sollen hinsichtlich der Befragungsgruppen von hoher Aussagekraft sein, damit daraus verlässliche Schlussfolgerungen abgeleitet werden können. Unter anderem wollen wir einen Nachhaltigkeits-Guide erstellen, welcher Urlauber:innen für ihren Campingurlaub zur Verfügung gestellt werden kann.
Des Weiteren stehen wir im regen Austausch mit unserem Stakeholder-Kreis, die uns im Projekt beraten und mit denen es bereits drei Austauschtreffen gab. Zu den Stakeholder:innen zählen Neelke Wagner (Expertin für Wasserstoff, Sektorkopplung und Klimaschutz), Jörg Meyer (Reise- und Wohnmobilvermietung bei Maulbronn), Ulf Oestermann von Start a Factory (Prototyping beim Fraunhofer IZM) sowie Severino Banik (Geschäftsführer der Get your Scooter GmbH). Wir freuen uns auf die kommenden Monate im Projekt.